Longboarding statt Onboarding im Seniorenheim
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Mitarbeiterfluktuation – Ein Thema das nicht nur Personalverantwortliche in Seniorenheimen, sondern in wirklich allen Branchen beschäftigt. Ziel ist natürlich engagierte Mitarbeiter möglichst langfristig im Unternehmen zu halten. Wie das klappen kann, erfahren Sie hier!
Mitarbeiterbindung: Herausforderung in einem Arbeitnehmermarkt
Seit geraumer Zeit verschärft sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt immer weiter. So entwickelte sich in den letzten Jahren ein Arbeitnehmermarkt. Insbesondere in Seniorenheimen hat sich die Lage durch den Fachkräftemangel in der Pflege weiter zugespitzt. Es sind allerdings nicht nur Pflegekräfte betroffen. Auch in anderen
Einsatzbereichen fehlen die Mitarbeiter. So bleiben 20% der Lehrstellen für Köche unbesetzt. Aufgrund der unbeliebten Arbeitszeiten brechen zusätzlich noch viele Azubis ihre Ausbildung ab. Fachkräfte sind also auch in der Küche Fehlanzeige. Doch selbst Hilfskräfte sind in ländlichen Regionen nur noch schwer zu finden. Doch nicht nur die Rekrutierung neuer Mitarbeiter wird dabei zum Problem.
Jeder 6. Mitarbeiter hat innerlich bereits gekündigt
Laut Engagement Index 2019 haben 16% der Arbeitnehmer bereits innerlich gekündigt und sind so natürlich offen für neue Job-Angebote. 69% der Mitarbeiter machen nur Dienst nach Vorschrift. Eine inspirierende und leistungsfähige Arbeitsumgebung lässt sich so kaum schaffen. Dabei wäre es in Zeiten des Fachkräftemangels umso wichtiger ein funktionierendes Team aufzubauen, dass die Versorgung der Bewohner in Seniorenheimen sicherstellt – und das natürlich am besten langfristig. Doch wie lassen sich Mitarbeiter binden? In der Presse liest man ständig von angemessenen Löhnen und verbesserten Arbeitsbedingungen. So berichtet zum Beispiel die Münstersche Zeitung von Aktionen wie „Münster Cares”, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Doch sind bessere Arbeitsbedingungen alleine wirklich ausreichend, um Mitarbeiter langfristig zu binden?
Küchenmitarbeiter in Seniorenheimen emotional binden
Es gibt mittlerweile viele Angebote von Arbeitgebern, die die zu besetzenden Stellen attraktiver machen sollen. Doch trotzdem ist es am wichtigsten genau hinzuhören was Mitarbeiter bewegt. Oft sorgen Probleme mit Vorgesetzten oder Kollegen für Unstimmigkeiten im Team. So entsteht schnell eine generelle Unzufriedenheit – die Wechselbereitschaft steigt. Hier empfiehlt es sich, besonders die Bereiche mit hohen Fluktuationsraten genauer zu betrachten und mit den Mitarbeitern zu sprechen.
Faktor „Mensch” in der Pflege
Doch insbesondere in Seniorenheimen spielt nicht nur das Miteinander im Team eine entscheidende Rolle. Schließlich besteht der Job von Pflegenden und Care-Mitarbeitern maßgeblich aus dem Kontakt zu den Bewohnern. Wenn also die Bewohner unzufrieden mit bestimmten Leistungen sind, wirkt sich das natürlich auch auf die Mitarbeiter aus. Denn ein schlechtes Arbeitsklima können die wenigsten langfristig ertragen. Wenn es dann noch nicht einmal in der Macht der Mitarbeiter liegt, die Zufriedenheit der Bewohner wieder zu steigern, kommt Frust auf.
Zufriedene Bewohner – zufriedene Mitarbeiter
So auch im St. Elisabeth Haus in Beelen. ,,Bevor wir unser jetziges Speisensystem eingeführt haben, konnten wir täglich nur zwei Gerichte anbieten.”, berichtet Ingrid Scholz. ,,Natürlich war dann wie in jedem Seniorenheim auch oft ein süßes Gericht dabei. Für die Bewohner die mittags lieber herzhafte Gerichte essen, war die Auswahl dann natürlich gar nicht mehr gegeben. Da hat sich oft Unzufriedenheit unter den Bewohnern breit gemacht. So machte das Servieren natürlich keinen Spaß mehr. Und man hat sich bei der Zubereitung auch oft gefragt, welchen Sinn der Job eigentlich hat. Natürlich hätten wir den Bewohnern auch damals gerne eine bessere Auswahl geboten, aber das war mit unserem System halt nicht möglich.”
Seitdem die Caritas Warendorf sich für ein völlig neues Verpflegungssystem entschieden hat, hat sich die Situation in Beelen stark verändert. Die Bewohner können nun jeden Tag aus über 30 Gerichten wählen und sogar ungeliebte Komponenten gegen ihre Lieblingszutaten tauschen.
„Wenn ich sehe, dass die Bewohner sich über ihr Essen freuen oder sich sogar bei mir für meine Arbeit bedanken, macht mich das glücklich. Seitdem wir das neue Verpflegungssystem eingeführt haben, gehe ich richtig gerne in den Speisesaal und schaue in die zufriedenen Gesichter unserer Bewohner”, schwärmt Ingrid Scholz.
„Dass durch das neue System kein Mehraufwand für unser Team entsteht, war bei der aktuellen Personalknappheit aber fast genauso wichtig.”
Wie in Beelen Bewohner- und Mitarbeiterbindung gelungen sind, erfahren Sie hier.
Fazit
Natürlich sind faire Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung wichtige Voraussetzungen damit die Mitarbeiter sich wohl fühlen. Aber vor allem die emotionale Bindung darf nicht vernachlässigt werden. Ein Arbeitsumfeld zu schaffen in dem Mitarbeiter nicht überfordert werden, sondern für Ihr Engagement mit positivem Feedback belohnt werden, schafft ein angenehmes Arbeitsklima. Nur so können Mitarbeiter ihr Potenzial voll entfalten, sich bei ihrem Arbeitgeber richtig wohlfühlen und ausreichend Loyalität entwickeln um langfristig zu bleiben.