Wie Seniorenheime sich auf die veränderten Bedürfnisse bei der Speisenversorgung einstellen können.
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Der Umgang mit demenzkranken Bewohner:innen stellt Pflegende in Seniorenheimen auch bei der Speisenversorgung vor vielfältige Herausforderungen. So fällt es nicht nur bei schwindender Erinnerung zunehmend schwerer das richtige Gericht auszuwählen. Hinzu kommt, dass es den Bewohner:innen schwerfällt sich zu artikulieren. Wenn sich dann auch noch der Geschmackssinn grundlegend verändert, besteht Handlungsbedarf. Wie Seniorenheime den veränderten Bedürfnissen ohne Mehraufwand gerecht werden können, lesen Sie hier.

Sättigung von Demenzerkrankten
Durch eine Demenzerkrankung entstehen auch in Bezug auf das Hungergefühl ganz unterschiedliche Ausprägungen. Während bei einigen Betroffenen das Hungergefühl komplett verloren geht, würden andere gerne den ganzen Tag essen. Der Umgang mit beiden Varianten verlangt den Pflegenden viel Fingerspitzengefühl ab. Doch insbesondereder fehlender Hunger stellt unter dem Aspekt der Mangelernährung eine große Herausforderung dar. Es gilt also auch Demenzerkrankte zu regelmäßigen Mahlzeiten zu animieren.
Der Einfluss von Demenz auf den Geschmackssinn
Dass bei Demenzkranken süße Speisen besonders hoch im Kurs stehen, ist allgemein bekannt. Viele gehen deshalb davon aus, dass der Geschmackssinn durch die Erkrankung verloren geht und nur diese Vorliebe übrig bleibt. In einer Untersuchung der WashingtonUniversity in St. Louis stellte sich aber heraus, dass der Geschmackssinn von Demenzerkrankten, genauso ausgeprägt ist, wie bei gesunden Menschen. Die Forscher:innen haben dafür verschiedene Sorten von Geleebohnen zur Verkostung gereicht. Demenzkranke konnten die verschiedenen Geschmacksrichtungen genauso gut unterscheiden wie die Teilnehmer aus der Kontrollgruppe. Lediglich das Benennen der verschiedenen Sorten fiel ihnen schwer. Auffällig war, dass Demenzpatient:innen ungewöhnliche Kombinationen wie Essiggurke und Vanille nicht als störend wahrnahmen,sondern diese Mischung genauso passend fanden, wie z.B. Himbeere und Vanille.
Die Auswirkungen von Demenz auf das Essverhalten
Die Erkenntnisse aus dieser Studie spiegeln das tatsächliche Verhalten von Demenzerkrankten gut wider. So kombinieren viele Bewohner:innen in Seniorenheim Lebensmittel, die beim Pflegepersonal für Erstaunen sorgen. So berichtet Monika Stevens-Agu, Einrichtungsleiterin des Theodor-Fliedner-Hauses Altenkirchen, dass sie bei ihren Bewohner:innen immer wieder beobachtet, wie außergewöhnliche Kombinationen entstehen. “Die Vorliebe für süße Speisen kennen wir natürlich schon lange. Ich beobachte aber auch oft Bewohner, die nicht den klassischen Pfannkuchen wollen, sondern sich einfach eine Portion Zucker über ihren Heringsstipp streuen.” Was für uns unappetitlich klingt, ist für Demenzerkrankte keineswegs abwegig. Und alles was den Appetit fördert ist erlaubt. Aber wie kann man den Bewohner:innen solche Sonderwünsche erfüllen ohne den gut strukturierten Prozessablauf in der Küche auf den Kopf zu stellen?
Mehr Service ohne mehr Aufwand
Dafür wird in verschiedenen Seniorenheimen gerade ein von der Firma Quarto® entwickelter Schaum getestet. Dieser wird auf Wunsch der Bewohner:innen von den Pflegenden zu den Mittagsspeisen gereicht. So bekommen die Gerichte eine ganz neue geschmackliche Ausrichtung, die insbesondere die demenzerkrankten Bewohner:innen zum Essen animieren soll. Der Schaum soll das Speisenverpflegungssystem abrunden. So hat Quarto® eine künstliche Intelligenz zur automatischen Menüwunschermittlung für demenzerkrankte Menschen entwickelt, die Schwierigkeiten haben, sich an ihre Vorlieben zu erinnern oder diese zu artikulieren. Der Produktentwickler Domenic Luthardt (Oecotrophologe B.Sc.) erklärt was ihm bei der Entwicklung wichtig war. “Der Schaum soll der Speise eine ganz neue Geschmacksnuance verleihen. Der Geschmack ist sehr frisch, aber eben auch süß. So soll der Schaum zu allen Gerichten passen. Das ist in unserem System natürlich wichtig, weil unsere künstliche Intelligenz aus über1500 Speisenvarianten auswählt. Und für die Mitarbeiter vor Ort darf durch den Schaum, genau wie beim Anrichten der Speisen, kein Mehraufwand entstehen. Deshalb geben sie die Masse einfach in den lsi-Sahne-Aufschäumer. Anschließend kann der Schaum bei den entsprechenden Bewohnern hinzugegeben werden.”
Fazit
Schon mit einfachen Mitteln kann die Speisenversorgung für demenzerkrankte Bewohner:innen in Seniorenheimen deutlich ansprechender gestaltet werden. Egal ob künstliche Intelligenz die anhand der Ernährungsbiografie täglich die Lieblingsgerichte ermittelt oder ein spezieller Schaum, der den Appetit der Bewohner anregen soll. Es gibt viele Wege, um Demenzerkrankten die Liebe zum Essen zurückzugeben, ohne den Aufwand für die eigenen Mitarbeiter:innen zu steigern. Sie wollen wissen wie sich das auch in Ihrem Haus umsetzen lässt? Hier mehr erfahren…